Meine GTD-Story begann Mitte 2004 an einem regnerischen Nachmittag in einem Londoner Buchladen. Mir fiel David Allens Buch „Getting Things Done“ in die Hände. Nach Durchblättern und Klappentext-Lektüre war mir klar: hört sich interessant an und ist wahrscheinlich seine 11 Pfund wert. Ich war damals Partner in einer Unternehmensberatung – mit dem bekannten Programm: interessante Projekte aber auch viel Reiserei, viel Stress und viele Dinge, die zu kurz kommen. Da war die Unterzeile „How to achieve stress-free productivity“ ein echter Lockruf.
Danach kam es wie so oft: ich hatte dieses neue Buch über (wie ich anfangs dachte) „Zeitmanagement“, aber keine Zeit es zu lesen – es landete auf dem Stapel mit den anderen ungelesenen Büchern. Nach einer Weile gab es dann doch noch Zeit für die „erste Lesung“. Wie bei vielen, die das Buch das erste Mal in die Hand nehmen, fand ich auch gleich ein paar Dinge, die ich mit Erfolg umsetzen konnte. Zwei Umzüge und zwei Kinder später beschloss ich, dass es jetzt wirklich Zeit ist, ein paar Tage in den Aufbau eines ersten GTD-Systems zu investieren.
Dieser erste Versuch war natürlich noch ausbaufähig und es folgten einige Jahre des Verbesserns und Optimierens. Geprägt von Versuch und Irrtum. Aber auch von der Erkenntnis, dass es immer besser und leichter wird. Geholfen haben dabei auch die vielen Dinge, die man zu GTD im Internet finden kann: Blogs und Podcasts waren in dieser Zeit meine Quellen für viele Anregungen und Ideen, um die eigene GTD-Praxis zu optimieren.
Ich könnte jetzt beschreiben, wie GTD geholfen hat, im täglichen Tun die Dinge unter Kontrolle zu behalten. Die richtigen Entscheidungen zu treffen, was als nächstes zu tun ist. Dafür zu sorgen, dass einem wichtige Dinge nicht durch die Lappen gehen. All diese Beispiele wie GTD auf der Ebene der Projekte und nächsten Schritte seine ganze Wirkung zeigt. Stattdessen will ich das Augenmerk lieber auf etwas anderes lenken, was für meine persönliche GTD-Story eine wichtige Rolle gespielt hat.
Natürlich geht es bei GTD darum, mit fünf Schritten den eigenen Arbeitsfluss zu managen. So kann ich alles, was meine Aufmerksamkeit hat, entweder erledigen oder in ein System bringen. Im Vertrauen, im richtigen Moment an das Richtige erinnert zu werden. Aber es gibt noch einen zweiten wichtigen Aspekt. Wenn ich die Dinge unter Kontrolle habe, schaffe ich mir den Freiraum für Kreativität und das Denken über das tägliche Tun hinaus. Hier geht es weniger um das „Wie“, sondern um das „Was“ und vor allem auch, ob das, was ich tue, im Einklang mit meinen höheren Fokushorizonten ist. Passt es zu meinen längerfristigen Zielen, zu Lebensplanung und Vision? Zahle ich auf das richtige Konto ein?
Aus einer Reihe von Gründen, deren Erläuterung hier zu weit führen würde, war die Antwort für mich persönlich irgendwann ein klares „Nein“. Interessanterweise hat GTD mir nicht nur geholfen, die richtigen Fragen zu stellen und mit den ehrlichen Antworten zu Klarheit und Entscheidungen zu kommen. Es hat sich auch als Teil der Lösung präsentiert.
Nachdem ich mehr und mehr über GTD lernte und vor allem die positiven Effekte in meinem Leben erkannte, fragte ich mich: wäre es nicht cool dabei mitzumachen, das Ganze noch mehr Menschen näher zu bringen? Just zu dieser Zeit hatte auch David Allen erkannt, dass es neue Wege braucht, wenn GTD noch mehr Menschen auf der Welt erreichen soll. Damit konnte ich mich zum Trainer ausbilden lassen und bin seit 2014 als GTD-Trainer zertifiziert. Seitdem bringe ich Menschen, die effektiver und kreativer arbeiten und besser leben möchten, diese großartige Methodik bei. Und es ist immer wieder schön zu sehen, welche kurz- und langfristigen Effekte GTD auf alle hat, die sich auf eine persönliche GTD-Reise begeben. Dabei stelle ich immer wieder fest: es wäre gut gewesen, wenn mich damals jemand zusätzlich zur Buch-Lektüre an die Hand genommen und mir über die ersten Umsetzungshürden geholfen hätte. Dann wäre mir einiges an Versuch und Irrtum erspart geblieben.