Ängste am Arbeitsplatz überwinden: Ein Leitfaden für Führungskräfte

Kategorie:
Kommunikation, Mastering Dialogue (MD), Zusammenarbeit

Tipps und Methoden zur Förderung psychologischer Sicherheit in deinem Team

In Deutschland berichten viele Mitarbeitende von psychischen Belastungen, die eng mit ihrer Arbeit verknüpft sind. Das unangenehme Gefühl im Magen beim Gedanken an den nächsten Arbeitstag ist für viele real. Eine lähmende Schwere, die sich sowohl mental als auch körperlich ausbreitet.

Wie wertvoll wäre es, in einem Unternehmen zu arbeiten, in dem es selbstverständlich ist, dass jede und jeder Mitarbeitende Fragen stellen und Bedenken äußern kann – unabhängig von Position oder Erfahrung. Verpassen Führungskräfte nicht eine große Chance, wenn sie  Fragen und klare Erwartungen als zentrale Elemente der Kommunikation am Arbeitsplatz, außer acht lassen?

Wenn wir nicht nur physisch, sondern auch geistig unwohl oder unsicher fühlen, können wir  unser volles Potenzial und unsere Motivation nicht ausschöpfen. Unser Gehirn reagiert auf das Gefühl der Angst mit Verhaltensweisen wie „Rückzug“ oder „verbaler Angriff“. Niemand würde von jemandem, der gerade mit einem Baseballschläger getroffen wurde, erwarten, in einer Produktionsanlage weiterzuarbeiten. Dennoch erwarten wir von Mitarbeitenden, die durch unsichtbare „Schläge“ wie Stress und Angst getroffen wurden, dass sie weiterhin produktiv und auf höchstem Leistungsniveau arbeiten.

Wie kann man psychologische Sicherheit am Arbeitsplatz gewährleisten, wenn laut einer aktuellen Studie in den USA 87 % der Beschäftigten unter Arbeitsplatzängsten leiden? Diese Ängste existieren nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland und Österreich, wie vergleichbare Studien zeigen.

Welche Arten von Ängsten bestehen?

1. Leistungsdruck: Über alle Branchen hinweg empfinden viele Mitarbeitende enormen Leistungsdruck. Sie fürchten, die Verantwortung nicht tragen zu können, die Arbeitslast nicht zu bewältigen oder Entscheidungen zu treffen, Angst vor dem Versagen sowie davor, die sich als falsch herausstellen könnten, Die Angst vor Fehlern ist allgegenwärtig.

2. Soziale Ängste und Mobbing: Viele Befragte geben an, dass sie Angst haben, Kollegen oder Vorgesetzten nicht gemocht zu werden. Erlebtes oder beobachtetes Mobbing spielt hier eine große Rolle. 74 % der Befragten haben angegeben, sich bereits am Arbeitsplatz diskriminiert gefühlt zu haben.

3. Jobverlust: 14 % der Befragten fürchten, entlassen zu werden, wenn sie offen mit ihrem Vorgesetzten über ihre Sorgen sprechen.

Diese Ängste offen anzusprechen ist der Schlüssel, um psychologische Sicherheit überhaupt zu ermöglichen. Doch genau davor schrecken viele zurück.

 

Laut dem AOK-Fehlzeiten-Report 2023
des Wissenschaftlichen Instituts der AOK haben:

  • 25% der Beschäftigten Angstgefühle bei oder vor der Arbeit
  • etwa 78 % der Arbeitnehmenden leiden gelegentlich unter Erschöpfung,
  • 75 % verspüren Wut oder Verärgerung
  • 66 % fühlen sich lustlos
  • 46 % zweifeln an ihren Fähigkeiten
  • 47 % nehmen in ihrem Betrieb starke bis sehr starke Veränderungen wahr (aufgrund der Pandemie und technologischer Entwicklungen)
  • 35 % der Befragten haben ausgeprägte Zukunftängste bezüglich der gesamtgesellschaftlichen Lage.

Die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens spielt eine zentrale Rolle für die psychische Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeitenden. Betriebe, die als zukunftsfähig eingeschätzt werden, weisen geringere Fehlzeiten auf.

Wie kannst du Ängste richtig angehen?

Schaffe in sechs Schritten ein sicheres Umfeld:

  1. Schaffen Sie Sicherheit: Eine zentrale Methode aus “Crucial Conversations” ist das Schaffen von Sicherheit. Wenn Mitarbeitende sich sicher fühlen, teile deine Gedanken und Gefühle mit.

  2. Betonen Sie gemeinsame Ziele: Kläre und definiere im Gespräch gemeinsame Ziele. Stelle sicher, dass alle Beteiligten verstehen, dass sie am selben Strang ziehen.

  3. Zeigen Sie Respekt: Respekt ist ein essenzieller Bestandteil der Sicherheit. Zeige Deinen Kolleginnen und Kollegen, dass Du ihre Meinungen und Gefühle respektierst, auch wenn Du anderer Meinung bist. Respekt ist wie Sauerstoff – fehlt er, wird es gefährlich!

  4. Entwickle emotionale Intelligenz: Sei Dir deiner eigenen Emotionen und Reaktionen bewusst, bevor Du schwierige Gespräche führst.

  5. Selbstbeobachtung: Beobachte Deine eigenen emotionalen Reaktionen und erkenne, wann Du ängstlich oder defensiv wirkst. Frage Dich, warum Du dich so fühlst und was die Auslöser sind.

  6. Gefühle benennen: Wenn Du Deine Gefühle benennen kannst, fällt es Dir leichter, sie zu kontrollieren und zu kommunizieren.

Tipps für den Gesprächseinstieg:

1. Bilde einen Kontrast: Der Einstieg in ein schwieriges Gespräch ist entscheidend. Nutze kontrastierende Aussagen, um Missverständnisse zu vermeiden. Mache zum Beispiel deutlich, dass Dein Ziel nicht darin besteht, jemanden anzugreifen oder zu kritisieren, sondern eine Lösung zu finden.

2. Beschreibe Verhalten und Auswirkungen: Sprich klar und spezifisch über das Verhalten Deines Gegenübers und dessen Auswirkungen – ohne zu verurteilen.

3. Teile Beobachtungen: Und deren Auswirkungen auf Dich oder das Team, verwende konkrete Beispiele

4. Teile Deine Gefühle mit: Sage, wie das Verhalten Dich fühlen lässt, ohne Vorwürfe zu machen. Zum Beispiel: “Wenn Deadlines nicht eingehalten werden, fühle ich mich gestresst und besorgt.”

5. Fördere den Dialog: Ermutige Deine Kollegen, ihre Sichtweisen und Bedenken zu teilen.

6. Höre aktiv zu: Zeige echtes Interesse an den Perspektiven anderer

7. Frage nach: Stelle offene Fragen, um mehr über die Ängste und Bedenken Deiner Kollegen zu erfahren.

8. Finde gemeinsame Lösungen: Versuche eine Lösung zu finden, die für alle akzeptabel ist

9. Sammle Ideen: Lasse Brainstorming zu, ohne die Ideen sofort zu bewerten.

10. Finde Kompromisse: Suche nach Kompromissen und Lösungen, die die Bedenken aller berücksichtigen.

Durch die Anwendung dieser Strategien wirst du nicht nur effektiver mit Ängsten am Arbeitsplatz umgehen, sondern auch eine offenere und vertrauensvollere Arbeitsumgebung schaffen.

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Wichtige Fragen, um psychologische Sicherheit zu schaffen

Als Führungskraft kannst Du eine Vielzahl von Fragen stellen, um das Gefühl der psychologischen Sicherheit in Deinem Team zu fördern.

Hier einige Bespiele:

  • Wie geht es Dir derzeit bei der Arbeit? Gibt es etwas, das Dir Sorgen bereitet?
  • Gibt es etwas, das wir tun könnten, um Dein Arbeitsumfeld angenehmer zu gestalten?
  • Fühlst Du dich wohl dabei, in Meetings Deine Meinung zu äußern? Warum oder warum nicht?
  • Gibt es etwas, das wir tun könnten, um die Kommunikation und Zusammenarbeit im Team zu verbessern?
  • Hast Du das Gefühl, dass Deine Ideen und Vorschläge gehört und berücksichtigt werden?
  • Wie könnten wir unsere Feedbackgespräche verbessern?
  • Gibt es Feedback, das Du mir geben möchtest?
  • Kannst Du derzeit eine gesunde Work-Life-Balance realisieren?
  • Gibt es etwas, das wir tun könnten, um Ihre Work-Life-Balance zu unterstützen?
  • Wie gehst Du mit Stress und Arbeitsbelastung um, und wie können wir Dich dabei unterstützen?
  • Was können wir als Team tun, um ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl zu fördern?
  • Wie können wir sicherstellen, dass alle Teammitglieder gleichermaßen eingebunden und respektiert werden?

Wenn Du deine offene und unterstützende Kommunikationskultur verbessern möchtest, nimm an unserem Training für „Mastering Dialogue, der Weg zum echten Dialog“ teil. Du wirst für Dich und Dein Team ein Umfeld schaffen, in dem sich alle sicher fühlen, ihre Bedenken und Ideen teilen und regelmäßige, ehrliche Gespräche führen können. Dies wird das Vertrauen und die psychologische Sicherheit in ihrem Team erheblich steigern.

Über die Autorin

Therese Kollowik ist erfahrene Trainerin für Crucial Conversations for Mastering Dialogue® und Getting Things Done®. Seit vielen Jahren unterstützt sie Top-Manager und Managerinnen, Führungskräfte und Privatpersonen in ihrer beruflichen und persönlichen Entwicklung. Als Karriereberaterin und Life Change Coach begleitet Therese Kollowik Menschen erfolgreich durch individuelle Veränderungsprozesse.

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